Der Sommer könnte so schön sein, wären da nicht die nervigen Wespen auf unserer Kaffeetafel. Wir zeigen Ihnen, was Sie dagegen unternehmen können.
Wer kennt das nicht? Wir sitzen im Sommer gemütlich zusammen und wollen Kaffee trinken. Plötzlich tauchen wie aus dem nichts mehrere Wespen auf, die es auf unseren Kuchen abgesehen haben. Viele Menschen geraten in einer solchen Situation sofort in Panik und schlagen wild mit den Armen um sich. Andere laufen sofort panisch davon. Aber sind Wespen wirklich so gefährlich, wie viele zu denken scheinen?
Das können wir eindeutig verneinen. Wespen haben zwar den Ruf, aggressiv zu sein, aber sie stechen nur zur Verteidigung. Den schlechten Ruf verdanken die Wespen, welche mit 16 Arten in Deutschland vertreten sind, der Deutschen Wespe und der Gemeinen Wespe. Das sind nämlich die Wespen, die uns im Spätsommer auf den Leib rücken und es auf unsere Süßspeisen und Getränke abgesehen haben. Dabei gehen sie recht rücksichtslos vor. Eine wirkliche Gefahr geht aber von diesen Wespenarten trotzdem nicht aus. Genau wie die anderen Arten, stechen auch diese beiden nur zur Verteidigung. Und selbst, wenn es zum Stich kommen sollte, so ist dieser in der Regel für gesunde Menschen ungefährlich.
» Übrigens: Die Wespenarten sehen sich alle so ähnlich, dass Sie ein Laie oft nicht unterscheiden kann. Lediglich die Hornisse hebt sich durch ihre Größe und die Färbung von den anderen Wespenarten ab.
Lebensweise Deutscher und Gemeiner Wespen
Beide Arten sind sich nicht nur im Aussehen und der Größe, sondern auch in der Lebensweise sehr ähnlich.
Nestbau
Im April erwachen die Königinnen aus der Winterstarre und beginnen mit der Nestsuche. In der Regel bauen Sie an einem geeigneten Standort ein Nest mit Waben, in welche sie Eier ablegen. Jede Königin kümmert sich nur solange um die Brut, bis sie genügend Arbeiterinnen herangezogen hat. Diese übernehmen dann die weiteren Nestarbeiten und die Brutpflege. Die Königin kann sich ausruhen und aufs Eier legen konzentrieren.
Beide Wespenarten sind Dunkelbrüter. Sie bauen ihre Nester vorwiegend unterirdisch in Erdhöhlen und Löchern – wie etwa Maulwurfbauten. Die Nester können aber auch unter Dächern, in Rollladenkästen oder in Zwischenräumen, Nischen und Ritzen am und im Gebäude gebaut werden. In der Regel sind die Nester aber nicht frei hängend.
Neststärke
Beide Arten zeichnen sich durch eine außerordentlich große Neststärke aus. Bei der Deutschen Wespe sind Nester mit bis zu 10.000 Tieren möglich. In den Nestern der Gemeinen Wespe leben bis zu 7.000 Tiere. Zum Vergleich zu besiedeln nur bis zu 300 Sächsische Wespen ein Nest.
Ernährung
Die Larven benötigen für ihre Entwicklung tierisches Eiweiß. Dieses erhalten Sie über Insekten und tote Tiere. Auf dem Speiseplan der ausgewaschenen Wespen stehen neben Baum- Pflanzen und Obstsäften auch Blütennektar und der Honigtau der Blattläuse. Die Kohlenhydrate liefern ihnen die notwendige Energie für den Nestbau und die Brutpflege.
Spätsommer
Ende August etwa beginnen die Arbeiterinnen mit der Anlage größerer Waben für die Aufzucht der Königinnen und Männchen. Die Larven benötigen besonders viel Futter, sodass die Arbeiterinnen mehr sammeln müssen. Sie selbst haben dadurch auch einen höheren Bedarf an energiereicher Nahrung. Zu diesem Zeitpunkt nimmt jedoch die Versorgung mit Nektar und anderen süßen Pflanzensäften langsam ab. Aus diesem Grunde holen sich die Arbeiterinnen vermehrt auf unserer Kaffeetafel oder auch an unserem Eis die benötigten Kohlehydrate.
Wenn die Königinnen und die Männchen geschlüpft sind, paaren sie sich.
» Übrigens: Nur befruchtete Weibchen überstehen den Winter in einer Kältestarre. Alle anderen Wespen – auch die alte Königin – sterben.
Wespennest entdeckt – was tun?
Wie bereits erwähnt, sind Wespen nicht gefährlich und stechen nur, wenn Sie bedroht werden. So stechen sie auch, wenn sie ihr Nest bedroht sehen.
Wenn Sie ein Wespennest entdecken, sollten Sie als erstes die Gefahr abschätzen, die davon ausgeht. Es gibt nämlich Wespennester in unmittelbarer Nähe des Menschen, von denen in der Regel keine Gefahr ausgeht. So zum Beispiel die Nester der Sächsischen Wespe, die frei unter Dächern oder auch in Schuppen hängen können. Diese Wespenart lebt in friedlicher Koexitens zum Menschen. Aber auch hier gilt: fühlen sich die Wespen bedroht, dann greifen sie an.
Stellen Sie fest, dass von dem Nest keine Gefahr ausgeht, sollten Sie es in Ruhe lassen und warten, bis das Wespenvolk es verlassen hat. Dann können Sie das Nest gefahrlos entfernen. Eine Gefahr besteht jedoch, wenn Sie oder jemand aus Ihrer Familie an einer Allergie leidet oder etwa bei einem Erdwespennest in unmittelbarer Nähe Ihres Hauses. In einem solchen Fall gibt es zwei Möglichkeiten: Wespen töten oder sie umsiedeln.
Wespen töten oder umsiedeln?
Sie selbst sollten sich einem Wespennest in keinem Fall nähern, um es zu beseitigen oder die Wespen abzutöten. Am besten sind Sie beraten, wenn Sie sich professionelle Hilfe holen. Ein Experte kann die Gefahr besser einschätzen und verfügt zudem über die nötige Ausrüstung.
Sofern es machbar ist, sollte immer eine Umsiedelung der Wespen vorgezogen werden. Wespen sind nämlich sehr nützlich. Schließlich ernähren sie sich von Insekten. Damit halten Sie uns allerhand nerviges Krabbelzeug wie Mücken, Fliegen oder Bremsen vom Hals.
In manchen Fällen ist eine Umsiedelung schlichtweg nicht möglich. Hier bleibt nur die Tötung des gesamten Volkes, um eine Gefahr abzuwenden.
» Tipp: Im Internet findet man diverse Anleitungen, wie man ein Wespennest umsetzen oder das Volk töten kann. Davon können wir Ihnen nur abraten. Abgesehen davon, dass das extrem gefährlich ist, kann eine Geldbuße von bis zu 65.000 Euro auf Sie zukommen. Wespen stehen nämlich unter Naturschutz.
Wespen fernhalten
Wer keine Wespen in der Wohnung haben möchte, der ist gut damit beraten, Insektengitter an den Fenstern anzubringen und die Türen mit Lamellenvorhängen zu versehen. Auch draußen können Sie allerdings einiges dagegen tun, dass Sie Besuch von Wespen bekommen. Beseitigen Sie als erste Maßnahme schon im Frühjahr morsches Holz. Dieses dient den Wespen nämlich als Nistmaterial.
Wespen orientieren sich bei der Nahrungssuche am Geruch. Darauf basierend haben wir einige Tipps für Sie, wie Sie Wespen fernhalten können.
- Achten Sie darauf, dass Sie Fallobst und faules Obst und Tierkadaver umgehend entsorgen.
- Beim Essen im Freien sollten Sie die Speisen erst unmittelbar vor dem Essen auf den Tisch bringen und sie danach sofort wieder abräumen. Vergessen Sie auch nicht, den Tisch abzuwischen.
- Zuckerhaltige Getränke sollten Sie niemals offen stehen lassen.
- Verzichten Sie auf süßes Parfüm.
Mythen rund um die Wespenabwehr
Um das Thema Wespenabwehr ranken sich diverse Mythen, mit denen wir jetzt aufräumen möchten.
Ablenkfütterung hält Wespen vom Kaffeetisch fern.
Wenn man an einer Stelle, die etwa fünf bis zehn Meter von der Kaffeetafel entfernt ist, überreife Weintrauben oder etwas in der Art platziert, lockt das definitiv Wespen an. Jedoch garantiert diese Ablenkfütterung nicht, dass Sie Ruhe am Tisch haben. Denn unter Umständen lockt die Ablenkfütterung noch zusätzliche Wespen an. Hinzu kommt, dass von Ihrem Tisch auch leckere Düfte ausgehen, die sich durch die Ablenkfütterung nicht verbergen lassen.
Angezündetes Kaffeepulver vertreibt Wespen.
Wespen haben einen ausgeprägten Geruchssinn. Laut Wespenforscher Lars Krogmann dürften die freigesetzten Duftmoleküle die Wespen nicht irritieren und damit wirkungslos sein.
Bunte Farben locken die Wespen an den Tisch.
Neben ihrem guten Geruchssinn verfügen Wespen auch über eine Farbwahrnehmung. Viele Menschen sind der Meinung, dass Wespen knallig bunte Kleidung mit einer Sommerblume verwechseln und diese deshalb auf der Suche nach Nahrung anfliegen. Dem ist allerdings nicht so. Forscher fanden heraus, dass die Farben bei der Nahrungssuche im Gegensatz zum Geruch eine untergeordnete Rolle spielen. Allerdings sollen weiße Kleidungsstücke abschreckend auf Wespen wirken.
Kupfermünzen halten Wespen fern.
Immer wieder liest man, dass durch das Erhitzen von Kupfermünzen eine Art Geruchsbarriere für Wespen entsteht. Viele Menschen schwören auch auf die Wirkung. Wespenforscher Lars Krogmann ist sich aber sicher, dass Kupfermünzen überhaupt keinen Effekt auf Wespen haben.
Pflanzliche Duftstoffe vertreiben Wespen.
Sehr beliebt ist die Anwendung von Düften, um Wespen zu vertreiben. Das mag auch funktionieren, wenn die Duftkonzentration stark genug ist und die Wespen dadurch die leckeren Gerüche nicht mehr wahrnehmen können. Aber das ist nur in schlecht belüfteten Räumen möglich und würde uns Kopfschmerzen bereiten. Diese Methode eignet sich also nicht wirklich zur Wespenabwehr.
Tipps im Umgang mit Wespen
Sollten die Vorsorgemaßnahmen nicht helfen und die Wespen kommen trotzdem zu Ihnen, dann sollten Sie in erster Linie Ruhe bewahren. Vermeiden Sie hektische Bewegungen und pusten Sie die Wespen nicht an. Dadurch fühlen sich Wespen bedroht und könnten stechen.
Viele Menschen neigen dazu, Wespen zu töten. Davon raten wir aber dringend ab. Nicht nur, weil sie unter Naturschutz stehen. Forscher am Stuttgarter Naturkundemuseum fanden heraus, dass es einen enormen Zusammenhalt zwischen Wespen gibt. Wenn Sie eine Wespe töten, besteht daher die Gefahr, dass die anderen Wespen Sie angreifen werden.
Um die Wespen von Ihren Speisen und Getränken fernzuhalten, sollten Sie diese abdecken und möglichst Trinkhalme verwenden. Gerade bei Kindern ist es auch wichtig, die Hände und das Gesicht nach dem Essen abzuwischen.
Richtiges Verhalten in unmittelbarer Nähe zum Nest
Wenn Sie auf ein Wespennest stoßen, ist äußerste Vorsicht geboten. Hier gilt:
- Blockieren Sie nicht unnötig lange die Flugbahn!
- Bewahren Sie Ruhe und vermeiden Sie hektische Bewegungen!
- Vermeiden Sie starke Erschütterungen!
- Stochern Sie nicht im Wespennest herum!
Zusammenfassung
Wespen können zwar durchaus lästig werden, stellen aber keine Gefahr für uns dar, wenn wir nicht gerade allergisch sind. Es gibt also keinen Grund, in Panik zu verfallen oder sie zu töten. Dadurch werden die Wespen nur aggressiv und greifen eventuell vermehrt an. Außerdem sind Wespen sehr nützliche Tiere, die uns allerhand Insekten Mücken vom Hals halten.
Wenn die Wespen wirklich eine Gefahr darstellen – für Allergiker oder kleine Kinder, dann kann es erforderlich werden, bestehende Wespennester umzusetzen oder das Wespenvolk zu töten. Das sollten Sie allerdings auf keinen Fall in Eigenregie durchführen. Dafür gibt es Experten. Hinzu kommt, dass Wespen unter Naturschutz stehen und daher eine empfindliche Geldstrafe auf Sie zukommen könnte.