Gerade Kleinkinder stecken sich allerhand in den Mund. Dabei machen sie auch vor Pflanzen nicht Halt. Diese können für sie jedoch wirklich gefährlich werden.
Die Auswahl an Pflanzen für Haus und Garten ist groß. Sie werden nach Größe, Form und Farbe der Blüten ausgewählt. Ob eine Pflanze giftig ist, sieht man ihr leider nicht an. Wenn Kinder mit den Pflanzen in Berührung kommen, ist die Kenntnis über die Giftigkeit von Zimmer- und Gartenpflanzen ein absolutes Muss.
Statistisch gesehen sind Kinder durch Giftpflanzen am ehesten gefährdet. Am meisten locken bunte Beeren, gefolgt von Blüten und Blättern. Pflanzen mit giftigen Inhaltsstoffen sind in beinahe allen Pflanzenfamilien zu Hause. Daher ist es umso wichtiger, die Pflanzen zu kennen. Wer sich dabei schwertut, sollte einen Fachmann konsultieren oder sich geeignete Bestimmungsbücher zulegen. Nachfolgend geben wir einen groben Überblick über Giftpflanzen am Blumenfenster und in heimischen Gärten und Parks.
Giftige Zimmerpflanzen
Babys und Kleinkinder besitzen ihre eigene Art, die Welt für sich zu entdecken. Interessante Dinge, die erkundet werden wollen, stecken die Knirpse in den Mund. Bis zum Vorschulalter ist damit zu rechnen, dass der Nachwuchs auch Zimmerpflanzen auf diese Art und Weise untersucht. Bunte Beeren können auch darüber hinaus das Interesse der Kinder wecken und für leckeres Obst gehalten werden.
Folgende Zimmerpflanzen sind giftig und stellen damit eine Gefahr für Kinder dar:
Alpenveilchen (Cyclamen)

Selbst ein Erwachsener leidet unter Vergiftungserscheinungen, wenn lediglich 0,4 Gramm der Knolle verzehrt werden. Die Knolle ist für Kinder besonders giftig und kann zum Tode führen. Auch die Blätter enthalten Giftstoffe.
Symptome einer Vergiftung durch Alpenveilchen:
- Übelkeit
- Magenschmerzen
- Erbrechen
- Schwindel
- Schweißausbrüche
- Verzehr der Knolle tödlich
Azalee (Rhododendron simsii)

Der Rhododendron gilt im Garten als Giftpflanze, die Azalee auf dem Fensterbrett. Alle Pflanzenteile sind stark giftig.
Symptome einer Vergiftung durch Azalee:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Krämpfe
- Herzrhythmusstörungen
Becherprimel (Primula obconica)

Die bunten Frühblüher holt man sich als ersten Farbtupfer gern ins Haus. Alle Pflanzenteile sind schwach giftig. Die Primeln sollten außer Reichweite des Nachwuchses aufgestellt werden. Bereits bei Berührung der Blätter können Vergiftungssymptome auftreten. Eine Alternative wäre die Kultivierung im Balkonkasten.
Symptome einer Vergiftung durch Becherprimel:
- Hautreizungen
- Entzündungen
- Durchfall
Christusdorn (Euphorbia milii)

Der Christusdorn zählt zu den Wolfsmilchgewächsen. Die Pflanzen sondern einen giftigen Milchsaft ab. Auch hier gilt, Kinder sollten die Pflanzen nicht berühren.
Symptome einer Vergiftung durch Christusdorn:
- Hautreizungen
- Reizungen der Schleimhäute bei Verzehr
Dieffenbachie (Dieffenbachia seguine)

Diese beliebte Zimmerpflanze ist stark giftig. Bei Berührung werden Gift und mikroskopisch kleine Nadeln freigesetzt, die das Gesicht verletzen können. Der Verzehr ruft schwere Vergiftungserscheinungen hervor.
Symptome einer Vergiftung durch Dieffenbachie:
• Hautreizungen
• Tränende Augen
• Pusteln auf der Haut
• Übelkeit
• Erbrechen
• Durchfall
• Sprechstörungen
Flamingoblume (Anthurium)

Die Flamingoblume fasziniert mit ihren farbenfrohen, großen Blüten. Diese sind stark giftig. Wird die Pflanze berührt, werden Giftstoffe über kleinste Nadeln in die Haut geleitet.
Symptome einer Vergiftung durch Flamingoblume:
- Hautreizungen
- Blasenbildung
Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherrima)

Leben Kinder im Haus, sollte bei der Adventsdekoration umgedacht werden. Weihnachtssterne sind in allen ihren Pflanzenteilen giftig. Die Pflanzen können jedoch berührt werden. Vergiftungserscheinungen treten nur beim Verzehr auf.
Symptome einer Vergiftung durch Weihnachtsstern:
- Schmerzhafte Reizungen der Mundschleimhaut
Wüstenrose (Adenium obesum)

Die Wüstenrose ist in heimischen Wohnzimmern bislang noch weniger verbreitet. Der Exot erfreut sich aber wachsender Beliebtheit. Die Hundsgiftgewächse sind stark giftig. Der austretende Milchsaft und die Blüten enthalten die meisten Giftstoffe.
Symptome einer Vergiftung durch Wüstenrose:
- Verdauungsbeschwerden
- Krämpfe
- Kreislaufbeschwerden
- Schleimhautreizungen
Giftige Pflanzen im Garten
Der Garten ist für Kinder ein aufregender Spielplatz. Auf ihrer Entdeckungstour scheuen die Kleinen nicht davor zurück, die Pflanzen näher zu untersuchen, abzuzupfen und leider auch zu kosten.
Wer seinen Garten kindersicher gestalten möchte, muss damit bereits bei der Pflanzung beginnen. Folgende Tabelle nennt die wichtigsten Giftpflanzen, die sich im heimischen Garten finden lassen.
Pflanze | Giftigkeitsgrad | Giftige Pflanzenteile |
---|---|---|
Christrose (Helleborus niger) | stark giftig | ✘ alle Teile |
Eibe (Taxus baccata) | stark giftig | ✘ alle Teile ✘ außer roter Samenmantel |
Eisenhut (Aconitum napellus) | sehr stark giftig | ✘ alle Teile |
Fingerhut (Digitalis purpurea) | stark giftig | ✘ alle Teile |
Giftsumach (Rhus toxicodendron) | sehr stark giftig | ✘ alle Teile |
Goldregen (Laburnum anagyroides) | stark giftig | ✘ alle Teile |
Kartoffel (Solanum tuberosum) | sehr stark giftig | ✘ Beerenfrüchte ✘ Keimlinge |
Lebensbaum (Thuja occidentalis) | sehr stark giftig | ✘ Zweigspitzen ✘ Zapfen |
Oleander (Nerium oleander) | stark giftig | ✘ alle Teile |
Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus) | stark giftig | ✘ alle Teile ✘ Früchte besonders |
Rhododendron (Rhododendron spec.) | stark giftig | ✘ Blätter ✘ Blüten |
Sadebaum (Juniperus sabina) | sehr stark giftig | ✘ alle Teile |
Schlangenkraut (Calla palustris) | stark giftig | ✘ alle Teile |
Seidelbast (Daphne mezereum) | sehr stark giftig | ✘ alle Teile |
Stechapfel (Datura stramonium) | sehr stark giftig | ✘ alle Teile |
Tabak (Nicotiana tabacum) | sehr stark giftig | ✘ alle Teile |
Virg. Zeder (Juniperus virginina) | sehr stark giftig | ✘ alle Teile |
Wunderbaum (Ricinus communis) | stark giftig | ✘ Samen |
Giftige Pflanzen in Parks und auf Spielplätzen
Auch diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen. Viele Giftpflanzen sind auf Spielplätzen unbemerkt verwildert oder wurden in Parks gezielt angepflanzt.
Pflanze | Giftigkeitsgrad | Giftige Pflanzenteile |
---|---|---|
Buchsbaum (Buxus sempervirens) | giftig | ✘ Blätter |
Efeu (Hedera helix) | giftig | ✘ Blätter ✘ Beeren |
Ginster (Sarothamnus scoparius) | giftig | ✘ alle Teile |
Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) | sehr stark giftig | ✘ alle Teile |
Kirschlorbeer (Prunus laurocerasus) | giftig | ✘ Blätter ✘ Samen |
Liguster (Ligustrum vulgare) | giftig | ✘ Blätter ✘ Beeren |
Schneeball (Viburnum opulus) | giftig | ✘ Blätter ✘ Beeren |
Schneebeere (Symporicarpos albus) | giftig | ✘ Beeren |
Stechpalme (Ilex aquifolium) | giftig | ✘ Beeren |
Robinie (Robinia pseudoacacia) | giftig | ✘ Rinde ✘ Früchte |
Tollkirsche (Atropa bella-donna) | sehr stark giftig | ✘ alle Teile |
Waldrebe (Clemtis vitalba) | giftig | ✘ alle Teile |
Wasserschierling (Cicuta virosa) | sehr stark giftig | ✘ alle Teile ✘ Stängel ✘ besonders Wurzeln |
Zaunrübe (Bryonia) | stark giftig | ✘ alle Teile ✘ Beeren und Wurzeln besonders |
Was tun, wenn das Kind giftige Pflanzen gegessen hat?
Wie schwer die Vergiftung ausfällt, ist von der Art des Giftes abhängig.
Folgende Giftstoffe kommen in Pflanzen vermehrt vor:
- Alkaloide (Nikotin, Koffein, Morphin, Atropin)
- Glycoside (Zuckerverbindungen, zum Beispiel von Blausäure freigesetzt)
- ätherische Öle (in Harzen von Nadelhölzern)
- Proteine (toxische Eiweiße, beispielsweise Ricin in der Rizinuspflanze)
- Phenole (zum Beispiel Cumarin in Waldmeister)
Besteht der Verdacht einer Pflanzenvergiftung, ist schnelles Handeln gefragt und es sollte sofort der Notarzt verständigt werden.
Bis dieser eintrifft, können die Eltern selbst einiges tun:
- ruhig bleiben
- Kind beruhigen
- Pflanzenteile aufbewahren
- Kind nicht zum Erbrechen bringen = Erstickungsgefahr
- Wasser oder Tee zu trinken geben, keine Milch verabreichen
- Kohletablette zerdrücken und in Wasser auflösen = bindet Giftstoffe im Körper, sollte jedoch nur auf Anweisung eines Arztes erfolgen (Giftnotrufzentrale).
⚡ACHTUNG:
Wer sich nicht sicher ist, welche Pflanze das Kind gegessen hat, sollte die Giftnotrufzentrale alarmieren. Die Nummer: 0551-19240 ist rund um die Uhr erreichbar!
Abschließend kann ein Stück weit Entwarnung gegeben werden. Selten nehmen Pflanzenvergiftungen bei Kindern einen wirklich schweren Verlauf. Dafür spricht, dass eine Giftpflanze meist nicht lecker schmeckt und daher von den Kleinen recht schnell wieder ausgespuckt wird.
Dadurch werden nur geringe Mengen an Toxinen aufgenommen. Überwiegend beschränkt sich die Symptomatik auf allgemeines Unwohlsein und leichtes Erbrechen. Schwere Vergiftungserscheinungen treten statistisch betrachtet lediglich bei jeder 70. Pflanzenvergiftung auf. Todesfälle, die durch Giftpflanzen verursacht werden, sind eine Seltenheit. Viel häufiger treten Vergiftungsvorfälle aufgrund des Verzehrs giftiger Pilze ein, was meistens auf eine mangelnde Kenntnis über essbare Pilzarten zurückzuführen ist.