Das Summen von Bienen gehört zum Sommer einfach dazu. Menschen mit einer Insektengiftallergie würden darauf allerdings gerne verzichten, denn für sie droht hier Gefahr.
Summ, summ, summ – Bienchen summ herum. Oder lieber doch nicht? Denn was für die Natur absolut wichtig ist, kann für einen Teil der Bevölkerung sehr gefährlich werden. Warum? Weil laut der European Centre for Allergy Research Foundation (Stiftung ECARF) Forscher für Europa davon ausgehen, dass 0,3 bis 7,5 Prozent der Bevölkerung allergische Systemreaktionen auf Insektenstiche erleiden. Und wir reden hier nicht nur von einer Schwellung bei einem Insektenstich. Die Folgen eines Stiches können viel weitreichender sein – und im schlimmsten Fall sogar für den Betroffenen tödlich enden.
Doch was ist es überhaupt genau, was die kleinen Tierchen so gefährlich für Allergiker macht? Und vor allem: Was gilt es im Ernstfall zu tun? All das und auch Tipps, wie Sie sich vor Insektenstichen schützen können, möchten wir Ihnen in diesem Beitrag näher bringen.
Was versteht man unter einer Insektengiftallergie?
Wie der Name es schon vermuten lässt, reagieren Betroffene bei einer Insektengiftallergie (auch Hymenopterengiftallergie) überempfindlich auf das Gift von Insekten. Darunter zählen, wie viele denken, nicht nur Wespen. Auch Bienen, Hummeln, Hornissen und sogar Mücken können eine allergische Reaktion auslösen.
Das Gift dient den Insekten zur Verteidigung. Fühlen sie sich bedroht, stechen sie zu. Dabei ziehen sie das Gift aus einer Drüse hinter dem Stachel und injizieren es direkt in die Blutbahn des Menschen, den sie stechen.
Auslöser/Ursachen für eine Insektengiftallergie
Wenn man sich Wespen, Bienen, Mücken und Co. so ansieht, möchte man meinen, dass uns diese kleinen Tierchen doch eigentlich gar nichts Schlimmes anhaben können. Doch dem ist leider nicht so. Während Mückenstiche oft nur jucken, schmerzen Wespenstiche in der Regel sehr und rufen auch eine Rötung sowie Schwellung der betroffenen Stelle hervor. Grund dafür ist das Gift, dass bei einem Stich in unseren Körper injiziert wird.
Für die meisten Menschen ist dieses harmlos. Nicht aber für Menschen mit einer Insektengiftallergie. Denn wer darunter leidet, bei dem reagiert das Immunsystem überempfindlich auf bestimmte Eiweißbestandteile des Insektengifts. Und genau diese Überempfindlichkeit ist das Problem, denn sie kann das gesamte Herz-Kreislauf-System stören und den Stich somit lebensgefährlich machen.
Eine Insektengiftallergie tritt prinzipiell nicht gleich beim ersten Stich auf. Sie können über Jahre hinweg problemlos gestochen werden und plötzlich kommt es an Tag X zu einer allergischen Reaktion. Das liegt daran, weil der Körper von Stich zu Stich einen sogenannten Sensibilisierungsprozess durchläuft. Das Immunsystem bildet dabei Antikörper gegen das Insektengift. Bei einem erneuten Stich „erinnert“ sich das Immunsystem an dieses Gift und wehrt sich dagegen. Allerdings in der Regel viel zu stark, sodass es für den Betroffenen dann schnell lebensbedrohlich werden kann.
Symptome einer Insektengiftallergie
Bei einem Insektenstich reagiert der Körper in der Regel mit einer Schwellung, die nach wenigen Stunden schon wieder abklingt. Lediglich der Juckreiz bleibt oftmals mehrere Tage bestehen. Bei Menschen, die unter einer Insektengiftallergie leiden, sehen die Beschwerden ganz anders aus. Bei ihnen kommt es oft zu einer schweren allergischen Reaktionen mit einer Schwellung, die bis zu mehrere Tage anhalten kann. Im Extremfall kann ein Insektenstich bei Allergikern sogar Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Atemnot und im schlimmsten Fall sogar einen Kreislaufstillstand zur Folge haben.
Bei Mückenstichen und Stichen einer Bremse fallen die Symptome in der Regel milder aus. Das bedeutet, dass sich die Symptome nur auf die Haut begrenzen und das Herz-Kreislaufsystem nur in den seltensten Fällen betroffen ist. Die Einstichstelle schwillt bei Mücken- und Bremsenstichen stark an, rötet sich, ist sehr warm und juckt zudem stark. Und das alles über Tage hinweg.
Wie wird eine Insektengiftallergie diagnostiziert?
Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie unter einer Insektengiftallergie leiden, sollten Sie als Erstes zum Arzt gehen. Dieser wird dann in einem Erstgespräch wichtige Fakten sammeln. Dazu stellt Ihr Arzt Fragen wie z.B.:
- Leiden Sie unter Allergien (z.B. Heuschnupfen)?
- Welches Insekt hat Sie gestochen?
- In welches Körperteil hat das Insekt gestochen?
- Wann traten die ersten Reaktionen auf und was waren das für welche?
- Wie lange dauerten die Reaktionen auf den Insektenstich an?
Anschließend wird in der Regel noch ein Haut- und/oder Bluttest durchgeführt, um zu prüfen, ob Sie sensibilisiert sind, sprich also, ob Sie schon spezifische Antikörper entwickelt haben. Bei einem Pricktest wird die Testlösung der infrage kommenden Allergene einfach auf die Innenseite des Unterarms geträufelt und dann mit einer Nadel leicht in die Haut gestochen. Leiden Sie unter einer Allergie, dann rötet sich die entsprechende Hautstelle. Zudem schwillt sie auch an.
Ist das Ergebnis des Pricktests nicht eindeutig, kann der Arzt auch einen Intrakutantest durchführen. Dabei wird das mögliche Allergen direkt in die Haut gespritzt. Um das Risiko von schweren allergischen Reaktionen zu minimieren bzw. um in diesem Fall gleich handeln zu können, wird dieser Test in der Regel unter Notfallbedingungen und mit einem intravenösen Zugang im Krankenhaus durchgeführt.
Behandlung einer Insektengiftallergie
➜ Notfallbehandlung:
Wurde bei Ihnen eine Insektengiftallergie diagnostiziert, müssen Sie unbedingt immer ein Notfallset mit einem Autoinjektor bei sich tragen, um bei einem Insektenstich mit Antihistamin und Adrenalin einen allergischen Schock zu verhindern. In der Zwischenzeit sollte unbedingt jemand den Notarzt rufen, denn das Notfallset genügt in der Regel nur, um die Wartezeit bis zum Eintreffen des Rettungsteams zu überbrücken.
➜ Langfristige Behandlung:
Eine Möglichkeit, um die Allergie wieder loszuwerden bzw. in den Griff zu bekommen, ist die sogenannte Desensibilisierung, auch Allergen-spezifische Immuntherapie (ASIT) genannt. Dabei wird Ihnen unter ärztlicher Aufsicht regelmäßig das Insektengift injiziert, auf das Sie allergisch reagieren. So kann sich Ihr Körper allmählich an das Gift gewöhnen. Laut des Helmholtz Zentrum München (Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH)) haben Studien gezeigt: wird das Immunsystem über einen Zeitraum von mindestens 3 bis 5 Jahre mit dem Insektengiftallergen stimuliert, dann
- liegt die Erfolgsquote bei Wespengiftallergiker bei 90 – 95 Prozent
- sind etwa 75 – 85 Prozent der behandelten Bienengiftallergiker voll geschützt
Wie kann man Insektenstiche vorbeugen?
❍ Tipp 1 – Fliegengitter installieren:
Um sich im Innenbereich erfolgreich vor Insektenstichen zu schützen, ist es am einfachsten, wenn Sie Ihr Haus mit genügend Fliegengittern versehen. Wer zur Miete wohnt, kann hier allerdings schnell mal Probleme mit dem Vermieter bekommen, denn Bohrlöcher an Fenster- und Türrahmen sehen diese nicht sehr gerne. Dennoch müssen Sie auf diesen Schutz nicht verzichten. Sie können auch Fliegengitter ohne Bohren anbringen. Das gelingt Ihnen über sogenannte Klemmrahmen, die direkt am Fenster befestigt und mittels Haken eingehängt werden. So sind Sie in Haus und Wohnung rundum geschützt und können auch mal am Abend die Fenster und Türen zum Durchlüften öffnen.
❍ Tipp 2 – auf die richtige Kleidung achten:
Tragen Sie am besten immer helle und vor allem lange Kleidung, um Ihren Körper vor Insektenstichen zu schützen. Laufen Sie außerdem nicht barfuß. Offenes Schuhwerk ist zudem auch tabu, denn Bienen und Wespen können sich auch am Boden aufhalten.
❍ Tipp 3 – Speisen und Getränke:
So schön es auch ist im Sommer ein Picknick im Freien zu genießen: lassen Sie das lieber. Nehmen Sie am besten keine Speisen und Getränke im Freien zu sich. Wenn Sie allerdings unterwegs sind, ist es jedoch natürlich vor allem im Sommer wichtig, genügend zu trinken. Dann allerdings bitte nicht aus offen stehenden Flaschen oder Getränkedosen.
❍ Tipp 4 – Hände und Mund waschen:
Waschen Sie sich nach jeder Mahlzeit die Hände und wischen Sie auch den Mund ab. Nehmen Sie sich für unterwegs am besten immer feuchte Tücher mit.
❍ Tipp 5 – kein Parfüm verwenden:
Verwenden Sie kein Parfüm oder parfümierte Kosmetika, da der Geruch für Insekten anziehend ist. Wenn Sie etwas auf die Haut auftragen möchten, dann sollte das lediglich ein Schutzspray gegen Mücken, Stechfliegen und Zecken sein.
❍ Tipp 6 – Abstand halten:
Halten Sie sich am besten nicht in der Nähe von Mülleimern, Tiergehegen, einem Komposthaufen, Fallobst oder anderen stark riechenden Plätzen auf.
❍ Tipp 7 – Ruhe bewahren:
Sind Wespen, Bienen, Hummeln oder Hornissen in der Nähe, dann verhalten Sie sich ruhig. Vermeiden Sie unbedingt hektische oder panische Bewegungen, denn ansonsten fühlen sich die Tiere bedroht und stechen noch viel eher zu. Ziehen Sie sich einfach langsam zurück.