Marzipan gehört zu der am meist gekauftesten Süßigkeit um die Weihnachtszeit. Aber wussten Sie, dass man diese Nascherei auch selber machen kann? Hier finden Sie neben einem Rezept, eine ausführliche Anleitung und Verwendungsmöglichkeiten.
Besonders in der Weihnachtszeit ist Marzipan eine beliebte Leckerei. Denken wir nur an Marzipankartoffeln und die aus Marzipan geformten Früchte für den Kaufladen der Kinder oder Gebäck aus Marzipan für die Kaffeetafel. Marzipan ist eine Süßware mit langer Tradition. Wer kennt nicht das berühmte Lübecker Marzipan? Im Folgenden erfahren Sie mehr über die süße Verführung und können nachlesen, wie einfach Sie selbst Marzipan herstellen können. Nicht nur Naschkatzen können hier ihre Kreativität unter Beweis stellen und individuelle Geschenkideen kreieren.
Die Geschichte des Marzipan
Um die Entstehung von Marzipan ranken sich einige Legenden. Kulturhistorisch betrachtet, liegen die Wurzeln der Süßigkeit im orientalischen Raum. In der Welt der Legenden spielt Lübeck eine große Rolle. Dort soll man 1407 die Not zur Tugend gemacht haben und aus Zucker und Mandeln ein neues „Brot“ hergestellt haben. Die gleiche Story soll sich allerdings auch zwei Jahre später in Königsberg abgespielt haben. Historiker messen diesen Storys wenig Bedeutung bei, da es sich bei Mandeln und Zucker im Mittelalter um wertvolle und teure Lebensmittel gehandelt hat, die die Lübecker oder die Ostpreußen hätten leicht gegen die Zutaten für Brot eintauschen können.
Glaubwürdiger erscheint die Geschichte der ersten Marzipanproduktion im Iran. Die Araber brachten Marzipan nach Europa, wo die Süßigkeit schnell Liebhaber fand. An den europäischen Adelshäusern war Marzipan im 14. Jahrhundert eine beliebte Leckerei. Zunächst stellten die Apotheker Marzipan her. Die Masse wurde damals als Arzneimittel gegen Blähungen oder Verstopfungen angepriesen.
Im Barockzeitalter entstanden aus der gut formbaren Masse kunstvolle Objekte. Um 1530 wurde in Lübeck bereit nachweislich mit Marzipan gehandelt. Die ersten offiziellen Marzipanmanufakturen entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts in Reval und Lübeck. Somit gelten Lorenz Caviezel aus dem heutigen Tallinn und Johann Georg Niederegger aus Lübeck gemeinhin als Väter des Marzipan. Wem die eigentliche Erfindung obliegt, wird sich nicht mehr hinreichend belegen lassen.
Die industrielle Herstellung von Marzipan
Für die industrielle Herstellung von Marzipan gibt es im deutschen Lebensmittelrecht festgeschriebene Richtlinien. Marzipanrohmasse darf nicht mehr als 50 Prozent Puderzucker enthalten.
💡TIPP: Je niedriger der Zuckeranteil, desto höher die Marzipanqualität.
Erlaubt ist auch die Verwendung von Invertase. Das Enzym hält die Masse frisch und baut den enthaltenen Rübenzucker in Invertzucker ab.
Die Franzosen verwenden für die Herstellung ihres „le massepain“ genannten Marzipan Zuckersirup. Diese Rohmasse ist von hellerer Farbe und besitzt einen weniger charakteristischen Eigengeschmack.
Die Marzipanrohmasse
Die Marzipanrohmasse besteht lediglich aus zwei Zutaten, nämlich gemahlenen Mandeln und Zucker. Die Mandeln werden dazu zunächst mit heißem Wasser überbrüht und anschließend mechanisch geschält. Die Mandeln und der Zucker werden fein gewälzt. Bei Temperaturen um 90 Grad findet über Dampf das Abrösten statt. Anschließend wird der Masse keimfreie Luft zugeführt. Dies sorgt für die Abkühlung des Marzipans. Danach kann die Masse portioniert und verpackt werden.
Die genauen Rezepturen variieren zwischen den einzelnen Herstellern. Optional werden Invertzuckersirup oder Rosenwasser zugegeben. Auch der Anteil zwischen süßen und bitteren Mandeln schwankt.
Einige Voraussetzungen muss industriell hergestellte Marzipanrohmasse erfüllen:
- Es dürfen höchstens 17 Prozent Wasser enthalten sein.
- Der Zuckeranteil darf 35 Prozent nicht übersteigen.
- Es müssen mindestens 28 Prozent Mandelöl enthalten sein.
- Bittere Mandeln dürfen maximal 12 Prozent des Mandelgewichts ausmachen.
Wie hoch der Anteil an bitteren Mandeln tatsächlich ist, muss nicht ausgewiesen werden.
Qualitätsansprüche verschiedener Markenprodukte
Erläuterung | |
---|---|
Lübecker Edelmarzipan | ✔ Der Titel ist geschützt. ✔ Produkte dieser Bezeichnung dürfen nur in Lübeck und den umliegenden Orten hergestellt werden. ✔ Dieses Produkt besteht aus mindestens 90 Prozent Marzipanrohmasse, sowie maximal 10 Prozent Zuckeranteil. |
Niederegger Marzipan | ✔ Niederegger Marzipan besteht aus 100 Prozent Marzipanrohmasse. Zusätze sind nicht enthalten. |
Gütemarzipan | ✔ In Gütemarzipan müssen mindestens 80 Prozent Marzipanrohmasse enthalten sein. ✔ Der Zuckeranteil darf 20 Prozent nicht übersteigen. |
Gewöhnliches Edelmarzipan | ✔ Produkte mit dieser Bezeichnung werden zu mindestens 70 Prozent aus Marzipanrohmasse hergestellt. ✔ Der Zuckeranteil liegt bei maximal 30 Prozent. |
Königsberger Marzipan | ✔ Die Produktion von Königsberger Marzipan ist nicht an den Herstellungsort gebunden. ✔ Charakteristisch ist der gelb-braune Farbton, welcher durch das Abflämmen der Oberfläche entsteht. |
Marzipan selber machen
Wie Sie bereits feststellen konnten, ist Marzipan leichter hergestellt als vielleicht gedacht. Sie können sich Ihre Rohmasse für die weitere Verwendung ganz nach Belieben herstellen und dabei sogar auf den Zuckeranteil verzichten.
Sie benötigen:
- 200 Gramm Mandeln
- 150 Gramm Puderzucker
- 2 EL Rosenwasser
So gehen Sie vor:
- Mandeln in heißem Wasser köcheln lassen
- Mandeln abgießen
- Mandeln abkühlen lassen
- Mandeln von der Haut befreien
- Mandeln fein mahlen
- Mandeln mit den übrigen Zutaten vermischen
- Masse kühl lagern
Lassen Sie die Mandeln zunächst in heißem Wasser einige Minuten köcheln. Anschließend können Sie das Wasser abgießen und die Mandeln etwas erkalten lassen. Die Schalen lassen sich dann ganz leicht lösen. Nun werden die geschälten Mandeln fein gemahlen. Die gemahlenen Mandeln können nun mit dem Puderzucker und dem Rosenwasser vermischt werden. Kneten Sie die Masse so lange, bis das Marzipan geschmeidig geworden ist. Nun ist Ihre Marzipanrohmasse bereits fertig und kann im Kühlschrank aufbewahrt werden, bis sie zu einer der nachfolgend genannten leckeren Verwendungsideen gebraucht wird.
Honig kontra Zucker
Bei der Herstellung der Rohmasse dürfen Sie experimentieren und den Zucker durch Honig ersetzen. Die Masse schmeckt weniger süß und wird Sie mit ihrem ganz eigenen Aroma überraschen.
💡TIPP: Die Konsistenz ist vielleicht nicht jedermanns Sache, da sie sich etwas klebrig anfühlt.
Low Carb Marzipan selbstgemacht
Den Zucker einfach weglassen? Probieren Sie es aus. Verwenden Sie für die Herstellung Ihrer Marzipanrohmasse Süßstoff statt Puderzucker oder geben Sie Kokosblütenzucker dazu. Kokosblütenzucker ist ein beliebter Zuckerersatz und lässt den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen.
Ideen für die Verwendung der Marzipanrohmasse
❖ Marzipankartoffeln selbst gemacht
Nehmen Sie die zu einer Rolle geformte Marzipanrohmasse aus dem Kühlschrank und rollen das Marzipan zu kleinen Kugeln. Die Kügelchen werden anschließend in Kakao gewälzt und fertig ist die beliebte Weihnachtsleckerei.
💡TIPP: Marzipankartoffeln sind eine hübsche Geschenkidee und halten sich in Blechdosen verpackt über mehrere Wochen.
❖ Pralinen aus Marzipan
Die Marzipanrohmasse kann von Ihnen beliebig aromatisiert werden. Dies ist von Vorteil, wenn Sie unterschiedliche Marzipanpralinen herstellen möchten. Geben Sie also Rosenwasser, Orangensirup oder Whisky dazu und wälzen die Pralinen in heller oder dunkler Schokolade.
Eine exotische Variante der Marzipanpraline kreieren Sie, wenn Marzipanrohmasse mit Mandelsirup, Ingwer und Kokosraspeln vermischt wird. Auch aus diese Masse formen Sie Kugeln, welche anschließend in flüssige weiße Schokolade getaucht werden. Garnieren Sie die fertigen Pralinen mit einem kandierten Ingwerstäbchen.
❖ Torten mit Marzipanüberzug
Eine Torte ist der Höhepunkt von Hochzeiten und anderen festlichen Anlässen. Besonders hübsch wirken Torten mit einer Marzipandecke. Stellen Sie sich diese Abdeckung ganz einfach selbst her und sparen sich den Gang zum Konditor. Die Marzipanrohmasse wird hierfür gut durchgeknetet, da sie besonders geschmeidig sein muss. Anschließend formen Sie die Rohmasse zu einer Kugel und legen diese zwischen zwei Lagen aus Frischhaltefolie. Nun wird die Kugel flach ausgerollt.
💡TIPP: Der benötigte Durchmesser für gängige Torten beträgt etwa 38 Zentimeter.
Die Folie hilft Ihnen dabei, die Abdeckung auf dem Gebäck zu platzieren. Drücken Sie die Decke an und entfernen Sie die Folie. Überlappende Ecken können mit dem Messer abgeschnitten werden und dienen als Basis für weitere hübsche Dekoideen.
❖ Marzipanrosen selbst gemacht
Was wäre eine festliche Torte ohne die Marzipanfiguren für alle Anlässe als Krönung des ganzen Kunstwerkes? Mithilfe einiger einfacher Handgriffe können Sie sich diese Dekoration selbst herstellen.
Wenn Sie Blumen sprechen lassen wollen und eine rote Rose favorisieren, müssen Sie die Rohmasse zunächst mit Lebensmittelfarbe behandeln. Nun formen Sie die Rohmasse zu Rollen von etwa einem Zentimeter Durchmesser. Diese Rollen schneiden Sie in einen Zentimeter breite Streifen. Um eine Rose herzustellen, werden etwa sechs solcher Abschnitte gebraucht. Die Abschnitte werden zu kleinen Kugeln geformt und zwischen Frischhaltefolie glatt gestrichen. Sie erhalten so flache Rosenblätter. Das erste Blatt wird etwas eingerollt. Dann legen sie das nächste Blatt an. Dies wiederholen Sie mit allen übrigen Blättern und damit die Rose ihre Form behält, drücken Sie Ihr Kunstwerk am unteren Ende gut zusammen.
💡TIPP: Auf eine ähnliche Art und Weise lassen sich aus Marzipanrohmasse die verschiedensten Figuren für alle Anlässe herstellen.