Wer seine Energiekosten senken will, muss Strom sparen. Eine weitere Möglichkeit, vor allem für Mieter, sind Balkonkraftwerke. Sie brauchen nur wenig Platz und der eingespeiste Strom kann frei verwendet werden.
Energie wird immer teurer und ist einer der Haupttreiber der momentanen Preissteigerungen, da Energiekosten in jedem Produkt und jeder Dienstleistung eingepreist sind. Man sollte sich auch nicht zu viele Hoffnungen machen, dass die Preise nach einem Ende des Russland-Ukraine-Krieges automatisch wieder auf das Vorniveau fallen werden. Dagegen spricht, dass die Preissteigerungen im Energiesektor schon mehr als ein halbes Jahr vor Beginn des russischen Überfalls deutlich zu sehen waren und dass wir uns mitten im Wandel zu erneuerbaren Energien befinden.
Überdies ist die deutsche Gasabhängigkeit nicht auf die Schnelle zu beheben und Ersatz für das russische Gas wird absehbar teurer bleiben als die langjährigen Lieferpreise vor der Krise. Für den Ausbau der erneuerbaren Energien, die mittelfristig die fossilen Brennstoffe vollständig ersetzen sollen, werden zudem erhebliche Investitionen in neue Wind- und Solarparks, aber auch in die Netzinfrastruktur benötigt.
Das alles sind Gründe, sich nach Alternativen zur Stromversorgung aus dem normalen Stromnetz umzusehen. Bis vor Kurzem konnten Experten privaten Verbrauchern nur zu mehr Sparsamkeit raten, aber seit einigen Monaten bieten unterschiedliche Hersteller eine erschwingliche Lösung auch für Mieter von Privatwohnungen: das heimische Balkonkraftwerk.
Da der Markt noch neu ist, sollte vor dem Kauf unbedingt auf einen Test-Vergleich der besten Balkonkraftwerke zurückgegriffen werden.
Wie funktioniert das Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk ist eine einfache Kombination aus einem oder zwei Solarpanels, die über einen Wechselrichter Strom in eine Steckdose einspeisen. Die Solarpanels erzeugen Gleichstrom, während im Stromnetz Wechselstrom fließt. Daher muss ein Wechselrichter, Konverter oder Inverter zwischen die Solarpanels und die heimische Steckdose geschaltet werden. Wer sich an dieser Stelle vor einem möglichen Kurzschluss oder Überspannung an der Steckdose fürchtet, kann stattdessen auch eine Wieland-Steckdose verwenden.
Die Solarpanels sind in der Regel etwa 1,7 m lang und 1 m breit und wiegen um die 20 kg. Sie können daher problemlos an ein Balkongeländer oder sogar an der Hausfassade angebracht werden. In beiden Fällen ist jedoch die Zustimmung des Vermieters notwendig. Ob die Teile zum Anbringen der Solarpanels im Balkonkraftwerkspaket enthalten sind, ist im Einzelnen zu erfragen.
Stromeinspeisung ins private Netz
In Deutschland ist die Einspeisung für Balkonkraftwerke auf 600 Watt begrenzt. Es lohnt sich in der Regel nicht, Solarpanels mit 1000 Watt oder mehr an Leistung zu verbauen. Da es sich bei den Herstellerangaben jedoch um Höchstwerte handelt, die dementsprechend nur bei Sonnenschein und perfektem Auffangwinkel erreicht werden können, könnten in der Theorie mehr als 600 Watt verbaut werden. Wenn beispielsweise 2 Panels mit je 400 Watt verbaut werden, wird die Einspeisung nur an wenigen Tagen in den Mittagsstunden gedrosselt werden (dafür sorgt der Wechselrichter ganz automatisch).
Solarpanel anbringen – so geht’s
Beim Anbringen der Solarpanels ist vor allem die Ausrichtung zur Sonne zu beachten. Grundsätzlich sollte, wenn möglich, ein Südbalkon oder eine Südfassade gewählt werden. Wenn 2 Panels verbaut werden, könnte man auch eine Ausrichtung des einen Panels nach Südosten und des anderen nach Südwesten wählen, um sowohl vormittags als auch nachmittags eine gute Sonnenausbeute zu ermöglichen. Am besten ist es, die Panels nicht ganz flach an Balkon oder Fassade zu hängen, sondern sie in einem 30–60 Grad Winkel abstehen zu lassen.
Sind die Solarpanels montiert – was mitunter mit Bändern und Klettverschluss möglich ist – und mitsamt Wechselrichter an eine Steckdose angeschlossen, steht der heimischen Stromproduktion nichts mehr im Wege. Für einen ordnungsgemäßen Betrieb muss die Anlage allerdings noch beim örtlichen Stromversorger, sowie bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Bei einigen Herstellern ist auch diese Leistung im Kaufpreis enthalten.
Für wen lohnen sich Balkonkraftwerke?
Bei den heutigen Energiepreisen ist die Antwort auf diese Frage relativ einfach, denn ein Balkonkraftwerk kann sich für jeden lohnen. Je nach Kaufpreis und abhängig von der verbauten Wattleistung und den aktuellen Strompreisen kann sich ein Balkonsolarkraftwerk bereits nach etwa 5 Jahren amortisiert haben.
Unabhängig von der Frage nach den finanziellen Aspekten lohnt sich ein privates Solarkraftwerk auch ökologisch. Es ermöglicht jeder Einzelperson, Teil der Energiewende zu werden und sowohl den eigenen Energieverbrauch zu reduzieren als auch den Anteil der Erneuerbaren am Energiemix insgesamt zu erhöhen.
Bei einem durchschnittlichen Stromverbrauch eines kleinen Privathaushalts kann schon eine Anlage mit 300 Watt ausreichen, um sich tagsüber komplett selbst mit Strom zu versorgen. Größere Haushalte mit einem Verbrauch von mehr als 2.000 kWh im Jahr sollten zu Anlagen mit 600 Watt Leistung greifen.