Stillen ist das Natürlichste der Welt. Es stärkt die Bindung, ernährt das Kind und schenkt Körperkontakt. Doch welche Hilfsmittel sind dabei wirklich sinnvoll?
Während der Schwangerschaft sind viele werdende Mütter mit Rückenschmerzen, der bevorstehenden Geburt und der Vorfreude auf das neue Familienmitglied beschäftigt. Ein Großteil der Frauen sehnt das Ende der Schwangerschaft herbei und verschwendet nur wenige Gedanken an das Stillen. Denn aus der Sicht einer Schwangeren oder eines Außenstehenden erscheint das Stillen als simple Tätigkeit, die keine Übung erfordert.
Doch nach der Geburt erweist sich der Stillstart häufig schwerer als gedacht. Neben der richtigen Anlegetechnik, dem Milcheinschuss und möglichen Stillpositionen sehen sich junge Mütter mit einer Vielzahl an Utensilien konfrontiert, die ihnen das Stillen erleichtern sollen. Doch sind all diese Hilfsmittel wirklich ein Muss?
Ein Baby zieht ein – und mit ihm viele neue Gegenstände
Bereits vor der Geburt bereiten Sie Ihr Zuhause für den Neuankömmling vor, damit alles griffbereit ist, sobald das Baby kommt. Neben Windeln, Babyspielzeug und Kleidung werden auch Utensilien zum Stillen benötigt. Doch nicht alles davon ist zwangsläufig notwendig, sodass Sie auf einige Dinge problemlos verzichten können.
Andere können gekauft werden, sobald sich abzeichnet, dass sie benötigt werden – denn nicht jede Mutter nutzt dieselben Hilfsmittel beim Stillen. Ob und was gebraucht wird, hängt generell von der Form der Brust, der Milchmenge und dem Baby ab.
Das sollten Sie bereits vor der Geburt anschaffen
Spucktücher/ Mulltücher
Unabhängig von Mutter, Kind oder Milchmenge zahlt sich eine Anschaffung auf jeden Fall aus: Spucktücher (auch Mulltücher genannt). Diese vielseitig einsetzbaren Tücher können Milchreste aufsaugen, als lockere Windel getragen werden, als Sichtschutz beim Stillen herhalten und sogar ein Jahr später zum Reinigen der Hände dienen, wenn das Kind z.B. mit Freude im Sand gespielt hat. Es lohnt sich daher, mindestens zehn oder sogar mehr dieser Tücher im Schrank zu haben. Selbst dann, wenn Sie Ihr Kind nicht (mehr) stillen, sondern die Flasche geben.
Körnerkissen und Kühlpads
Eine weitere sinnvolle Anschaffung vor der Geburt sind wärmende Körnerkissen sowie flexible Kühlpads, die im Kühlschrank platziert werden. Im Falle eines Milchstaus oder einer schmerzenden Brust können diese bei Bedarf vor (warm) und nach dem Stillen (kalt) auf die schmerzenden Stellen gelegt werden.
Stilleinlagen
Zu Beginn der Stillzeit produziert Ihre Brust Milch, unabhängig davon, ob das Baby gerade trinkt oder nicht. Durch den Milchspendereflex kommt es daher häufig vor, dass die Kleidung durchweicht. Um unterwegs lästige Flecken zu vermeiden, können Sie Stilleinlagen in die Kleidung legen, die die Milch aufsaugen. Diese gibt es als Einwegeinlagen oder zum Auswaschen und Wiederverwenden.
Das sollten Sie nach der Geburt besorgen
Sobald das Baby einige Tage oder Wochen alt ist, zeichnet sich ab, ob es den Prozess des Stillens schnell erlernt und verinnerlicht hat oder ob Schwierigkeiten bestehen. Denn Stillen ist sowohl für die Mutter als auch für das Baby ein Lernprozess, der mehrere Wochen oder gar Monate dauern kann. Falls das Stillen nicht klappt, sollten Sie vom Kinderarzt körperliche Ursachen ausschließen lassen. Oftmals stecken flache Brustwarzen oder eine große Milchmenge dahinter, wenn die Babys Schwierigkeiten beim Andocken haben.
Milchpumpe/ Einwegspritze
Haben Sie Probleme beim Stillen, kann es sinnvoll sein, eine Milchpumpe in der Apotheke auszuleihen, denn qualitative Pumpen sind sehr preisintensiv. Babys, die Probleme beim Andocken haben, können auf diese Weise Milch aus einer großen Einwegspritze in den Mund geträufelt bekommen, während der Saugreflex mit einem sauberen Finger ausgelöst wird. Sie können natürlich aber auch eine Babyflasche benutzen.
Stillhütchen
Im Laufe der Zeit verändern Ihre Brustwarzen die Form, sodass es Ihrem Baby leichter fällt, sie anzusaugen. Für die Übergangszeit können Stillhütchen zum Einsatz kommen. Sie sollten allerdings bedenken, dass die Anwendung von Stillhütchen eine Saugverwirrung begünstigen kann. Zudem ist die Abgewöhnung der Hütchen im Nachhinein mitunter sehr langwierig. Daher sollten diese Hilfsmittel lieber nur zum Einsatz kommen, wenn das Stillen mit direktem Kontakt zwischen Mund und Brustwarze gar nicht klappt.
Still-BHs
Die erste Zeit mit dem Baby ist durch viel Hautkontakt geprägt. Die meisten Mütter verzichten daher in den ersten Tagen und Wochen zu Hause auf BHs oder eng anliegende Oberteile. Der Kauf von Still-BHs ist ohnehin erst dann ratsam, wenn Ihr Milcheinschuss eingesetzt und sich die Milchmenge an die Bedürfnisse Ihres Kindes angepasst hat.
Denn erst dann lässt sich die Größe der Brust und somit die benötigte BH-Größe bestimmen. Da sich das Volumen der Brust stetig ändert, sollten Sie die Unterwäsche lieber etwas zu groß als zu klein wählen. Druckstellen an der Brust können nämlich einen Milchstau begünstigen und Schmerzen verursachen.
Das ist nützlich, aber kein Muss
Stillkleidung
Die WHO empfiehlt eine Stilldauer von zwei Jahren und darüber hinaus, sofern es Mutter und Kind wünschen. Selbstverständlich ist es auch möglich, die Stillzeit früher zu beenden, wenn Sie oder Ihr Kind dies möchten. In jedem Falle benötigen Mütter jedoch stillfreundliche Kleidung, sodass sie ihr Kind sowohl zu Hause als auch unterwegs jederzeit stillen können. Auf dem Markt gibt es z.B. Still-Oberteile, die einen leichten Zugang zur Brust ermöglichen. Wenn Sie nicht extra neue Kleidung kaufen möchten, können Sie jedoch auch auf Pullover oder Shirts mit einem dehnbaren oder weiten Ausschnitt zurückgreifen.
Milchauffangschalen
Einige Frauen produzieren über Monate hinweg sehr viel Milch, ehe sich die Menge reguliert. Während das Baby an der einen Brust gestillt wird, produziert die andere Brust ebenfalls Milch. Stilleinlagen reichen daher häufig nicht aus, um die Flüssigkeit aufzusaugen. Damit die Kleidung trocken bleibt, lohnt sich in diesen Fällen die Anschaffung von Milchauffangschalen, die auf der Brust platziert und nach dem Stillen entleert werden.
Dampfsterilisator
Wenn beim Stillen Stillhütchen oder Milchauffangschalen zum Einsatz kommen, sollten diese regelmäßig und gründlich gereinigt werden. Hierbei kann ein Dampfsterilisator hilfreich sein. Auch Babyflaschen oder Schnuller lassen sich in diesem reinigen, sofern sie dafür geeignet sind. Sie können all diese Dinge aber auch in heißem Wasser abkochen.
Stillkissen
Neugeborene benötigen noch viel Unterstützung beim Stillen. Damit Sie es sich mit Ihrem Baby so richtig gemütlich machen können, platzieren Sie ein Stillkissen unter dem Baby oder Ihrem Arm. Auf diese Weise kann das Baby entspannt liegen und Sie müssen das Gewicht des Kindes nicht ununterbrochen stützen. Ein normales, weiches Kissen würde aber auch vollkommen ausreichen.
Stillberatung
Falls Sie Probleme beim Stillen oder Fragen haben, lohnt es sich, eine Stillberatung zu kontaktieren, die bedürfnisorientierte Beratungen anbietet. Halten Sie Abstand von Angeboten, die von einem „Training“ sprechen oder starre Schemata anwenden, um das Baby zu dem gewünschten Verhalten zu bewegen. Hören Sie stattdessen auf Ihr Bauchgefühl und suchen Sie einen Kontakt, mit dem Sie sich wohlfühlen und der sowohl Ihre als auch die Bedürfnisse des Kindes bei der Beratung berücksichtigt.
WICHTIG: Falls Ihr Baby nicht ausreichend zunimmt, nur wenige nasse Windeln produziert, kränklich oder kraftlos wirkt, suchen Sie einen Kinderarzt auf, um körperliche Ursachen abzuklären.